Lamiaceae | Salvia

Große Gattungen sind geeignete Modellsysteme, um adaptive Radiation und Diversifizierung von Merkmalen zu untersuchen. Das gilt auch für Salvia (Salbei), der mit über 1.000 Arten größten Gattung der Lamiaceae. Salvia ist nahezu weltweit verbreitet und morphologisch und ökologisch äußerst divers. Die Gattung enthält zahlreiche Heil- und Nutzpflanzen und ist darüber hinaus für ihren staminalen Hebel- oder Schlagbaummechanismus bekannt, der das klassisches Beispiel für dorsale (nototribe) Bestäubung liefert.

Um die Evolution der Gattung und insbesondere ihres Bestäubungsmechanismus zu rekonstruieren, haben wir entwicklungs- und funktionsmorphologische, biomechanische, blüten- und reproduktionsbiologische sowie phylogenetische Untersuchungen durchgeführt. Die wichtigsten Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Die Hebelbewegung ist leichtgängig, reversibel und präzise und trägt zur mechanischen Isolation bei.
  • Der Hebelmechanismus ist vermutlich in Co-Evolution mit Bienen entstanden, schützt die Blüte vor zu hohem Pollenverlust und macht Nektardiebe zu Bestäubern.
  • Der Hebelmechanismus ist mehrfach parallel beim Übergang von der Bienen- zur Vogelbestäubung reduziert worden.

Unsere molekularen Untersuchungen bestätigen, dass Salvia polyphyletisch ist. Viele Merkmale sind somit parallel entstanden, was die Rekonstruktion des Evolutionsgeschehens besonders interessant macht.

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